Vom Klempner zum MMA-Star

Wir schreiben das Jahr 2008 und der junge Conor McGregor, gerade 20 Jahre alt, verdient seinen Lebensunterhalt als Klempner in seiner Heimatstadt. Doch im Herzen und in der Seele ist er ein Kämpfer. Er trainiert regelmäßig Boxen, daneben betreibt er auch Karate, Thaiboxen, Kickboxen und andere Kampfsportarten. Im selben Jahr kämpft er seinen ersten Kampf gegen Gary Morris bei Cage of Truth 2, wo er sich im Stand-up auszeichnet und durch TKO gewinnt. Bis Ende 2012 nimmt er an 13 weiteren Kämpfen teil, von denen er nur zwei verliert. Im Jahr 2013 unterschreibt er mit einer Gesamtbilanz von 14:2 bei der UFC-Organisation und gewinnt am 6. August desselben Jahres seinen ersten Kampf unter dem neuen Promoter gegen Marcus Brimage.

Conor McGregor ist eindeutig eine der umstrittensten Figuren in der gesamten MMA-Welt. Er hat sich seine Popularität nicht nur durch gewonnene Kämpfe erworben, sondern auch durch Trash-Talking, mit dem er seine Gegner öffentlich demütigt. Unter dem Spitznamen MYSTIC MAC war er in der Lage, die Ergebnisse seiner Kämpfe mit hoher Genauigkeit vorherzusagen. Sein Selbstvertrauen, seine Intelligenz und sein Wissen gaben den Menschen unglaubliche Motivation und Kraft. In Irland hat er die Welt des MMA wie kein anderer vor ihm beleuchtet und wurde zu einem nationalen Symbol für die Iren.

Nur wenige Menschen können, wenn sie wie die Sonne aufsteigen, andere, die sie lieben, mit in die Höhe ziehen. Conor hat es geschafft. In den besten Jahren seiner Karriere nutzte er seinen Ruhm und seine beträchtlichen finanziellen Mittel, um junge Iren zu unterstützen, die in den USA obdachlos sind. Conor weckte Emotionen, wie er sie selbst erlebte. In einem Interview mit TSN brach er beispielsweise in Tränen aus, als er über die Geschichte eines kranken Fans sprach, dessen Wunsch es war, mit Conor am Telefon zu sprechen. Der MMA-Star hat auch durch regelmäßige Spenden für wohltätige Zwecke und allgemeine Unterstützung für das irische Volk im In- und Ausland an Popularität gewonnen. Doch nichts währt ewig. Nach 2016 geht es steil bergab und viele Fans lassen ihn im Stich. Eine nationale Ikone wird zu einem Symbol der Schande... Und warum?

Ruhm verändert die Persönlichkeit

Der Wendepunkt in Conors Geschichte war sein Rückkampf gegen Nate Diaz. Nach dem siegreichen Rückkampf wurde Conor unglaublich arrogant. Nach Meinung vieler sind ihm Geld und Ruhm einfach zu Kopf gestiegen. Conors Verhalten gipfelte auf der Pressekonferenz von UFC 205 (Video unten), wo Conor versuchte, einen Stuhl auf seinen nächsten Gegner - Eddie Alvarez- zu werfen. Er besiegte Alvarez mit absoluter Dominanz in diesem Kampf, aber viele Fans waren mit seinem Verhalten vor und nach dem Kampf nicht zufrieden. Conors Ruf litt umso mehr, als Nachrichten über seine mögliche Untreue durch die Medien gingen.

Nach seinem Sieg über Alvaraz veränderte sich Conor noch mehr. Er fing an, sich wie ein Millionär zu kleiden, war bei Konferenzen unangemessen aggressiv und sein Trash-Talk war nicht mehr so lustig wie zuvor. Viele seiner Unterstützer bemerkten, dass etwas nicht stimmte. In diesem Zustand bereitete er sich gerade auf einen Boxkampf mit Floyd Mayweather vor, den er verlor. Diese Niederlage ebnete ihm den Weg zu den Pforten des Teufels, der ihn ins Gefängnis brachte, wo er ältere Menschen angriff und sich mit der Mafia einließ.

Keine Verträge, nur Whiskey.

Nach der Niederlage gegen Floyd begann Conor, sich mehr auf seine Geschäfte außerhalb des Rings zu konzentrieren und kündigte seinen Rücktritt an. Er machte mehr Werbung für seine Modemarke AM und brachte seinen eigenen Whiskey, Proper No. Twelve, auf den Markt. Er unterschrieb keine Kampfverträge mehr, und es sah so aus, als würde er die Welt des MMA verlassen. Doch dann kam der Wandel. Und diese Veränderung war die "Ohrfeige" seines Freundes Artem Lobov durch Khabib Nurmagomedov. Lobov war und ist bekanntlich ein langjähriger Freund und Sparringspartner von Conor, der ihm bei der Vorbereitung auf Kämpfe half. Die Demütigung von Artem durch Khabib provozierte Conor buchstäblich und veranlasste ihn, einem Kampf gegen Khabib zuzustimmen, den er als Rache für seinen Freund ansah.

Die psychische Belastung zwischen den beiden Kämpfern gipfelte in der berühmten"Schlägerei", bei der Conor einen Wagen auf einen Bus warf, in dem Khabib und andere Kämpfer saßen. Conor wurde unmittelbar nach dem Angriff in Gewahrsam genommen, vor Gericht gestellt und mit einem Jahr auf Bewährung entlassen. Vor allem aber verlor er die Unterstützung einer großen Zahl von Fans. Conors Rückkehr ins MMA war das genaue Gegenteil seines Einstiegs in den Kampf.

Die Niederlage gegen Khabib

Wie üblich gibt es vor jedem richtigen Kampf eine Pressekonferenz. Für den Kampf gegen Khabib gab es sogar zwei. Beide waren jedoch für Conor eine völlige Blamage für die Medien und die Gesellschaft. Bei der ersten Konferenz ging Conor übermäßig aggressiv mit Khabib um, indem er sich aufspielte und ihm dann seinen Whiskey anbot, obwohl er wusste, dass Khabib Muslim ist. Die Konferenz war somit ein Fiasko für Conor. Er kam sogar zu spät zur zweiten Konferenz, was Khabib nicht gefiel und er verließ sie vorzeitig mit den Worten: "Ich bin seit 15 Minuten hier und der Typ ist nicht einmal aufgetaucht. Das ist eine große Respektlosigkeit."

Bei beiden Gelegenheiten hat Conor deutlich gezeigt, wie sehr er Khabib nicht respektiert, und nach Meinung vieler hat er damit eine Grenze überschritten. Hier ging es nicht mehr um Witz, intelligente Provokation oder guten Trash Talk.

Der anschließende Kampf gegen Khabib verlief in Conors Sinne. Nach der Niederlage gegen Khabib ist es einigen von Conors Fans eigentlich egal, wie es Conor geht, für sie zählt nur, dass er sein tugendhaftes Erbe, das er 2015 und 2016 aufgebaut hat, nicht weiter beschmutzt. Trotz alledem wird Conor von vielen anerkannt und seine Fangemeinde ist groß, wenn auch viel kleiner als in der Vergangenheit.

Wie geht es für Conor weiter?

Die Zukunft von Conor ist ungewiss. Er ist wohl der beste Kämpfer in der Welt des MMA, aber die Welt des Kampfsports hat ihm nicht nur viel gegeben, sondern auch viel weggenommen. Während seiner Zeit in der UFC hat es Conor geschafft, sich mit der Mafia einzulassen, vor Gericht zu stehen und mehrfach gegen das Gesetz zu verstoßen. Der Chef der UFC, Dan White, glaubt jedoch, dass wir Conor wieder im Ring sehen werden. Aber nur die Zeit wird zeigen, was realistischerweise passieren wird. In der Vergangenheit hat Conor gezeigt, dass er ein ziemlich unberechenbares Element ist. Nicht einmal Dan White selbst rechnet damit, dass Conor sich plötzlich aus der Welt des Geschehens heraushält.

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